Ehrenbürgerurkunde der Stadt Belgrad an Peter Handke überreicht

22.05.2015

Der österreichische Schriftsteller und Humanist Peter Handke nahm am Donnerstag bei einem Festempfang im Rathaus in Belgrad eine Urkunde des Ehrenbürgers der serbischen Hauptstadt entgegen.

Bei einem Festempfang im Belgrader Rathaus wurde gestern Abend dem österreichischen Schriftsteller Peter Handke eine Urkunde des Ehrenbürgers der Stadt Belgrad vom Bürgermeister Siniša Mali und dem Präsidenten des Stadtparlaments Nikola Nikodijević überreicht.
– Wenn man das gesamte künstlerische Opus dieses Autors, seinen großen Beitrag zur zeitgenössischen Literatur und Kunst, seine Solidarität mit den Bürgern Belgrads und Serbiens in schwierigen Situationen bedenkt, so kann man mit Recht behaupten, dass es keinen anderen Schriftsteller auf der Welt gibt, dem gegenüber Belgrad mehr verpflichtet ist, als ihm gegenüber – betonte Bürgermeister Mali und bedankte sich bei Handke für alles, was er für das serbische Volk getan hat:
– Lieber Freund, Ihre Kraft und Beharrlichkeit zeigen, wie sehr Sie unser Volk lieben. Weil Sie sich mit Serbien und den Serben beschäftigt haben, haben Sie viele Preise verloren. Sie haben sich für einen schwierigeren Weg entschieden, den Weg der Wahrheit, weshalb Sie von unserem Volk hochgeschätzt werden, unterstrich der Belgrader Bürgermeister.

Peter Handke bedankte sich für die hohe Auszeichnung und betonte, Belgrad sei Belgrad sei eine tragische, aber helle Stadt. Nicht hell von außen, hell von innen.
– Einmal habe ich gesagt, mein Platz ist beim tragischen Volk, und heute sage ich, mein Platz ist in der tragischen und hellen Stadt Belgrad. Vor 20 Jahren haben alle Medien von Washington über Brüssel, London, Paris und Frankfurt gerufen, dass Belgrad ein dunkles Nest auf dem Balkan sei. Aber Belgrad ist dies nie gewesen, es ist innen hell gewesen. Dunkle Nester sind Brüssel, Berlin, Madrid, New York gewesen, meinte Handke in seiner kurzen Ansprache in serbischer Sprache, in welcher er auch darauf verwies, dass die serbische Hauptstadt in nur einem Jahrhundert dreimal Bombenangriffen ausgesetzt gewesen sei. Handke meinte damit zwei schwere Bombardierungen während des Zweiten Weltkriegs (1941 von deutschen Flugzeugen und im Frühjahr 1944 durch die Alliierten) sowie die NATO-Luftangriffe im Zuge des Kosovo-Konflikts 1999.

– Die Liebe sei unsicher und gefährlich, aber die Treue nicht und schon gar nicht die Treue gegenüber einem Ort – sagte Handke und versicherte, er bleibe Belgrad, der hellen Stadt, treu. Er habe diese Anerkennung nicht verdient, aber er nehme sie im Namen seiner Kinder an, betonte er abschließend.
Peter Handke trug sich anschließend in das Ehrenbuch der Stadt Belgrad in lateinischer und kyrillischer Schrift ein.
Das Stadtparlament hat im Februar Peter Handke, dem russischen Filmregisseur Nikita Michalkov und dem norwegischen Politiker Thorvald Stoltenberg die Ehrenbürgerschaft Belgrads zuerkannt. Handke i Michalkov sind die ersten Personen, die diese Anerkennung bekommen haben ohne dass sie Staatsmänner oder Politiker sind. Die Ehrenbürgerschaft Belgrads wird seit 1945 verliehen.

Dijaspora