Migration: JUBILÄUM – 50 Jahre jugoslawische Gastarbeiter in Österreich
Im Filmcasino im 5. Wiener Bezirk hat die Abschlussveranstaltung anlässlich des Jubiläums „50 Jahre Anwerbeabkommen Österreich-Jugoslawien 1966-2016“ stattgefunden. Mit einer Intervention in Form eines Videoscreenings an zwei Wiener Bahnhöfen (Hauptbahnhof und Westbahnhof), sowie einer Ausstellung und einer Konferenz mit anschließendem Filmscreening im Wiener Filmcasino wurde dieses Jubiläum in Erinnerung gerufen.
Am Donnerstag, den 7. April 2016, fand im Filmcasino, in der Margaretenstraße 78, im 5. Wiener Bezirk, die Abschlussveranstaltung anlässlich des Jubiläums „50 Jahre Anwerbeabkommen Österreich-Jugoslawien 1966-2016“ statt. Dabei handelt es sich um ein Projekt des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck und des Forschungszentrums Migration & Globalisierung in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Archiv der Migration und der Initiative Minderheiten.
Am 3. April 1966 trat das Abkommen zur Beschäftigung jugoslawischer Arbeitnehmer_innen in Österreich in Kraft. Jugoslawische Arbeitnehmer_innen stellten bereits seit Mitte der 1960er Jahre die größte Gruppe ausländischer Arbeitskräfte in Österreich, ihre Zahl stieg im Verlauf der 1960er und 1970er Jahre stetig an.
Das Wiener Filmcasino repräsentierte in den 1980er einen Ort der Migration, beherbergte es doch für fast ein Jahrzehnt das „Heim der Jugoslawen“ als zentralen sozialen Treffpunkt für die jugoslawische Community in Wien.
Die Videointervention im Wiener Hauptbahnhof und im Westbahnhof montierte Helmut Zilks Rede bei den 10. Arbeitersportspielen jugoslawischer Arbeiter 1989 in Wien mit Archivmaterial aus dem ORF zu einem filmischen Kaleidoskop der Geschichte der Arbeitsmigration.
Bei der Eröffnung der Veranstaltung im Filmcasino wurden die Gäste vom Projektleiter Herrn Dirk Rupnow von der Universität Innsbruck und Frau Cornelia Kogoj von der Initiative Minderheiten. Ihre Grußworte an die Anwesenden richteten die Wiener Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger. Die Gemeinderätin Faika El-Nagashi begrüßte die Projektteilnehmer und anwesenden Gäste und meinmte.
Auch Herr Mehmet Akbal von der ORF-Redaktion „Heimat Fremde Heimat“ sowie Frau Traude Kogoj von ÖBB, die das Projekt unterstützt haben, begrüßten die anwesenden Gäste.
Anschließend wurde im Foyer des Filmcasino die Ausstellung „Raum für Selbstorganisation. Das Filmcasino als ‚Heim der Jugoslawen‘ in Wien 1979 – 1988“ eröffnet. Sie stellt auf Plakaten die Geschichte dieses außergewöhnlichen historischen Ortes dar, der den Höhepunkt der Organisationstätigkeit und öffentlichen Präsenz der jugoslawischen Community im Wien der damaligen Zeit bezeichnet. Für die Ausstellung zeichnete Herr Ljubomir Bratic verantwortlich.
Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurden 4 Kurzreferate gehalten.
Herr Vladimir Ivanovic sprach zum Thema: Nächster Halt: Südbahnhof. Die Beschäftigung jugoslawischer Arbeitskräfte in Österreich.
„Ins Blickfeld rücken. Migrationsbiografien von „Gastarbeiterinnen“ aus Jugoslawien“ hieß der Titel des Referats von Frau Verena Lorber.
Frau Vida Bakondy referierte zum Thema „Begrenzte Sichtbarkeit. Fotografische Zeugnisse zur Geschichte der Arbeitsmigration“.
„Waren die „Gastarbeiter“ wirklich die „neuen Tschechen“ in Wien? Kontinuitäten und Brüche“ hieß das Thema, mit welcher sich Herr Wladimir Fischer auseinandersetzte.
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion riefen die einstigen Aktivisten der jugoslawischen Vereine in Wien, Herr Zoran Andjelkovic, Frau Vasilija Stegic, Herr Zdravko Spajic und Herr Borko Ivankovic jene Zeit in Erinnerung, als die ersten jugoslawischen Vereine in Wien gegründet wurden und berichteten über die Arbeit des „Heimes der Jugoslawen“ im Filmcasino. Die Diskussion fand großes Interesse des Publikums, weil unter den Besuchern auch viele Aktivisten und „einfache Gastarbeiter“ aus den 1970-er und 1980-er Jahren waren.
Abschließend wurden 5 Kurzfilme von Miroslav Mikuljan, Krsto Papic, Zelimir Zilnik und Goran Rebic zum Thema „Migration“ in Anwesenheit von Herrn Rebic und Herrn Zilnik gezeigt.
Die Veranstaltung stand unter dem Motto: „…daß ich mir Wien nicht vorstellen könnte, ohne unsere jugoslawischen Freunde…“ Diese Worte sprach der damalige Wiener Bürgermeister Helmut Zilk bei der Eröffnung der 10. Arbeitersportspiele jugoslawischer Arbeiter 1989 in Wien.